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Faire Mode – wie soll ich mir das leisten?

Faire Mode – wie soll ich mir das leisten?

Wer sich mit Nachhaltigkeit im Alltag beschäftigt, stößt früher oder später auf das Thema nachhaltige und ethische Mode. Wer sich dann die Preise solcher Marken anschaut, wird als Student*in erstmal schlucken und sich fragen: Wie soll ich mir das leisten können?

Zunächst muss uns bewusst werden, warum wir darauf achten sollten, wo und wie unsere Kleidungsstücke produziert werden. Die Textilindustrie ist verantwortlich für rund zehn Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen. Das ist mehr als der Flugverkehr und die Schifffahrt zusammen. Unsere Kleidung wird von Arbeiter*innen meist in Ländern des globalen Südens unter gefährlichen Arbeitsverhältnissen und für einen viel zu geringen Lohn hergestellt. Zum Vergleich: Ein CEO eines führenden Modeunternehmen erwirtschaftet innerhalb von vier Tagen so viel Geld, wie eine Textilarbeiterin aus Bangladesch in ihrem Leben verdienen wird. Wer sich tiefergehend mit den Auswirkungen der Textilindustrie auf Mensch und Umwelt beschäftigen möchte, dem legen wir die Dokumentation „The True Cost“ ans Herz.

Ist faire Mode zu teuer?

Ökologisch und fair produzierte Textilien haben ihren Preis. Und dieser ist auch gerechtfertigt. Durch Fast Fashion haben wir eine verzerrte Wahrnehmung vom Wert unserer Kleidungsstücke. Um so günstig in Massen produzieren zu können, nehmen Fast Fashion Unternehmen Verluste in Kauf: die Qualität der Textilien, unsere Erde und die Landwirte, Näher*innen sowie Fabrikarbeiter*innen zahlen den echten Preis. Nachhaltige Mode ist teurer, da nachhaltige Label Menschen entlang der Lieferkette fair bezahlen und hochwertige, umweltfreundliche Materialien, wie z.B. Biobaumwolle verwenden.

Trotzdem kann sich nicht jeder diese Preise leisten. Das müssen wir auch gar nicht. Indem wir ab heute nur noch ökologische und ethische Kleidung kaufen, lösen wir nicht das Problem. Konsum und Nachhaltigkeit schließen sich gegenseitig aus. Wie könnt ihr Euch also einen fairen Kleiderschrank bauen? Hier haben wir ein paar Tipps:

Foto: Anushka Rees, Autorin von „The Curated Closet“

Shoppt Euren eigenen Kleiderschrank

Die nachhaltigste und günstigste Variante ist ganz einfach – nichts Neues kaufen. Vielleicht findet Ihr in der hintersten Ecke Eures Kleiderschranks ein ganz vergessenes Lieblingsstück. Dafür könnt Ihr auf Pinterest nach neuen Ideen zum Kombinieren suchen.

Passt auf Eure Klamotten auf

Knöpfe kann man wieder annähen und Löcher stopfen. Wenn Ihr Eure Kleidungsstücke sorgsam behandelt, können sie Euch über Jahre hinweg begleiten. Je öfter Ihr ein Teil tragt, desto geringer ist sein „Cost per Wear“ und umso besser war die Investition.

Überlegt es Euch gut

Vor dem Kauf eines neuen Teils stellt Euch ein paar Fragen: Brauche ich es wirklich? Habe ich vielleicht eine Alternative im Schrank? Wie kann ich es kombinieren? Wann und wo werde ich es tragen?

Findet Euren Style

Das klingt etwas banal, aber wenn wir immer den Trends hinterherlaufen, konsumieren wir viel mehr. Stattdessen investiert lieber in zeitlose und hochwertige Kleidung, die Ihr noch Euren Enkeln vererben könnt. Eventuell müsst Ihr dafür etwas tiefer in die Tasche greifen, aber es ist viel günstiger auf lange Sicht. Schaut Euch dazu hier die Anleitung für eine sogenannte „Capsule Wardrobe“ an.

Veranstaltet eine Kleidertausch-Party

Bestimmt haben Eure Freund*innen auch ein paar Teile zu Hause, die sie nicht mehr anziehen. Jeder bringt etwas mit und dann wird getauscht. Getreu nach dem Motto: „Des einen Plunder, des anderen Schatz“.

Übrigens: Sobald es möglich ist, veranstaltet auch die USCHi wieder Tauschpartys an der Hochschule!

Leiht Euch Kleidung aus

Ja, das geht! Manchmal braucht man Kleidung für bestimmte Anlässe, wie Hochzeiten oder Abschlussfeiern. Danach hängt sie nur ungetragen im Kleiderschrank. Für diese Situationen gibt es Portale, wie z. B. Unown, Modami oder die Kleiderei, wo ihr Euch bestimmte Teile für eine Zeitspanne mieten könnt.

Macht die Secondhand-Läden unsicher

Es befinden sich so viele Klamotten im Umlauf, denen Ihr ein zweites Leben schenken könnt. Packt Eure Freund*innen ein und erkundet die Secondhand-Läden und Flohmärkte in Eurer Umgebung. Auch online gibt es mittlerweile viele Angebote: Vinted, Mädchenflohmarkt oder Momox Fashion…

Kauft faire Mode

Am Ende ist dies – nach Fast Fashion – sogar die am wenigsten nachhaltige Variante. Denn auch faire Modelabel verbrauchen Ressourcen. Falls Ihr über die anderen Methoden ein bestimmtes Teil nicht findet, ist dies die letzte Anlaufstelle. Hier findet Ihr eine große Übersicht über nachhaltige und faire Marken.

Wir hoffen diese Ideen haben Euch inspiriert, einen Schritt in Richtung eines nachhaltigen Kleiderschranks zu gehen. Abschließend möchten wir Euch daran erinnern, dass „perfekt“ nicht das Ziel ist. Manchmal ist Fast Fashion alles, wozu wir in diesem Moment Zugang haben und was wir uns leisten können. Das ist nicht verwerflich.

Wichtig ist, dass wir uns über unser Konsumverhalten Gedanken machen und achtsam einkaufen. Vielleicht setzt ihr Euch für 2022 den Vorsatz, einen Monat lang nichts Neues zu kaufen…oder sogar gleich das ganze Jahr? Wir finden das auf jeden Fall sehr cool!